Was ist Tantra

Für viele westliche Menschen ist Tantra ein Synonym für spirituellen Sex.
So einfach ist das aber nicht – Tantra hat einen indischen Ursprung und bedeutet viel mehr – es ist von Anfang an ein ganzheitlicher Ansatz, mit dem Leben umzugehen.
Tantra zu üben heißt, eine Sichtweise auf die Welt einzuüben, die von Großzügigkeit und Leidenschaft erfüllt ist.
Die Pointe: alles, was wir erfahren, können wir auf diesem Weg nutzen!

Praxis statt Theorie

Das Besondere an Tantra ist seine radikale Praxisorientierung. Tantrikerin ist nur die, die den Pfad auch übt und nicht, wer Buchwissen besitzt.
Die tantrischen Schulen pflegen eine schillernde Vielzahl von Meditations- und Ritualtechniken. Diese werden den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Schüler gerecht: jeder/jede soll das üben, was ihm/ihr von Natur aus leicht fällt und was sie am schnellsten weiterbringt.
Je nach Schule öffnen sich die Tantriker dabei auch unkonventionellen Methoden. Auch Sex und Erotik wird in den tantrischen Weg mit einbezogen. Das sind die Traditionen des so genannten linkshändigen Tantra, während im rechtshändigen Tantra Enthaltsamkeit genauso gilt wie in anderen indischen Yogaschulen.

Alles ist eins: ein wichtiger Aspekt tantrischer Philosophie

Tantra ist ein Weg, der die Verwirklichung im Diesseits sucht. Die Tantrikerin pflegt die Liebe, die Lebensfreude und die sinnliche Lust, gleichwohl mit dem Anspruch, darin nicht steckenzubleiben, sondern die Erfahrung mit ihrem Bewusstsein “zu durchdringen.” Die Tantra-Philosophie lehnt es ab, zwischen rein und unrein, hoch und niedrig, heilig und profan zu unterscheiden, was nur von den Beschränkungen des Geistes herrührt. Ziel ist ein non-duales Bewusstsein, in dem alle Unterscheidungen aufgehoben sind.

Feinstofflicher Körper

Der Weg des Tantra geht besonders über den Körper und sein feinstoffliches Energiesystem. Der Körper ist “der Tempel der Seele” und im Kleinen ein Abbild des gesamten Universum. Wer also seinen Körper und die Energievorgänge voll versteht und lenken kann, der hat Zugang zu den Mysterien der Existenz erreicht.
Begriffe wie die im Westen mittlerweile sehr populären Chakras und auch das sehr verbreitete Hatha-Yoga entstammen der tantrischen Tradition.
Es geht letzten Endes im Tantra immer um die Erweckung der Urkraft im menschlichen Körper, die Kundalini genannt wird. Mit der Erweckung dieser Kraft, die im Becken ihren Sitz hat, gehen außerordentliche Veränderungen einher.

Der tantrische Pfad

Im klassischen, traditionellen Tantra werden langwierige Übungen unter strenger Anleitung eines Meisters, des Guru, durchgeführt. Erst nach Jahren der Übung ist der Schüler reif für erotische Rituale. Das integrale Tantra ist eine Anpassung dieser Mysterienschule an die Bedingungen des 21. Jh. Das Guru-Prinzip ist nicht mehr aktuell – Mentoring ist der neue Pfad.
Typische Übungen im klassischen Tantra sind Hatha-Yoga (Körperübungen, Mudras, Pranayama – das yogische Atmen), das Rezitieren von Mantras, das Anfertigen von Yantras (Meditationsbildern) sowie Rituale aller Art zur Verehrung der meist weiblichen Gottheiten.

Sexualität im traditionellen Tantra

In den Schulen des “linken Weges” wird auch die sexuelle Erfahrung eingesetzt, um spirituelle Erkenntnisse zu erzielen und die Kundalini-Kraft zu erwecken.
Kennzeichnend für Sexualität im Tantra ist, dass sie als sehr hohe und göttliche Kraft angesehen und verehrt wird. Männer sollten dabei Techniken beherrschen, um die Ejakulation zu vermeiden und in feinstoffliche Kraft umwandeln zu können.
Beide Partner halten die Vereinigung im tantrischen Ritual stundenlang. Dabei sollen Körper und Geist möglichst ruhig bleiben.
Sex ist im Tantra also eine hohe Kunst und Zeichen einer hohen Entwicklung und Reife.

Eine intensivere und genauere Auseinandersetzung mit dem traditionellenTantra findest du auf der von Silvio Wirth betriebenen Seite www.tantra-tradition.de

Im Neo-Tantra, das sich seit den 1970´ ern im Westen verbreitet, wird versucht, Tantra für westliche Menschen neu aufzubereiten. Wichtig sind hier Sex, Beziehung und Therapie, das in Wochenend-Workshops vermittelt wird. Fehlende regelmäßige Praxis führt oft dazu, dass es nicht zu ernster Transformation kommt.

Unser Institut setzt hier an und versucht, mit dem Integralen Tantra eine Synthese aus dem Tiefgang und der Ernsthaftigkeit des traditionellen Weges und der Leichtigkeit, Sinnlichkeit und Modernität des Neo-Tantra zu schaffen.